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Wolf Durmashkin

Der Namensgeber des Wettbewerbs

Namensgeber

Wolf Durmashkin entstammte einer jüdisch-polnischen Musikerfamilie aus dem heutigen Vilnius, Litauen. Er war einerseits der traditionellen jüdischen Kultur verpflichtet, andererseits wurde in der Familie die Musik von Mozart, Beethoven, Chopin, Grieg oder Tschaikowsky gepflegt. Wolf Durmashkin leitete das Vilnius Symphonieorchester, war Chorleiter, komponierte aber auch.

Nach der deutschen Besatzung 1941 waren seine Aktivitäten auf Ghetto und Konzentrationslager  beschränkt.  Er wurde von der Familie getrennt und starb 1944 einen Tag vor der Befreiung durch die Rote Armee in einem estnischen Konzentrationslager, das die SS angezündet hatte. Durmashkin wird in der einschlägigen Literatur als herausragender Charakter dargestellt.

Das Orchester

Seine Schwestern Henia (Sängerin) und Fania (Pianistin) wurden nach Zwischenstationen unter anderem in Riga schließlich in die KZ-Außenlager Kaufering/ Landsberg deportiert und auf den Todesmarsch nach Dachau geschickt. Vier Wochen nach ihrer Befreiung wurde das St. Ottilien DP-Orchester gegründet, das aus einer handvoll Musikern bestand und sich 1948/49 mit der Auswanderung seiner Mitglieder nach Amerika und Israel auflöste. Weitere Musiker waren z. B. Isma Rosmarin, Pianist, der sein „Handklavier“, ein Akkordeon, beim Todesmarsch durch Landsberg gegen zwei Laibe Brot eintauschte, um nicht verhungern zu müssen.

Wie Rosmarin stammte der Dirigent Micha Hofmekler ebenfalls aus dem litauischen Kaunas, war auch KZ-Häftling in Landsberg, die drei Borstein-Brüder waren Trompeter und Geiger, wie Max Beker oder Chaim Arbeitman, der sich später David Arben nannte und Mitglied der Philadelphia Philharmonics wurde. Andere Musiker wie George Horvath kamen aus Ungarn, um sich dem DP-Orchester von St. Ottilien anzuschließen. Ein Spiegelbild der Bandbreite zwischen jüdisch-kultureller Tradition und klassischer Musik ist das Programm vom 10. Mai 1948, das Leonard Bernstein in Landsberg dirigierte, fernab gängiger Anatevka-Romantik.

Musiziert wurde während des Regimes der Nationalsozialisten, um spirituell-künstlerischen Widerstand zu leisten. Nach der Befreiung war es unter anderem auch ein Ziel des Orchesters, mit und durch Musik einen Beitrag zur Trauma-Verarbeitung für die Überlebenden in den DP-Lagern zu leisten, ein Überlebens-Instrument im wahrsten Sinne des Wortes.

Im Vergleich zu anderen KZ-Insassen galten Musiker oftmals als privilegiert: Die Nazis liebten eben Musik.  Allerdings mussten sie nicht nur zur Erbauung ihrer Peiniger spielen. Musik wurde auch eingesetzt, um von den Schreien bei Hinrichtungen abzulenken, beziehungsweise sie zu übertönen, Auf dem Weg zu einer Hinrichtung waren etwa Musiker gezwungen, „Hänschen klein“ zu intonieren. Eine Überlebensgarantie war der Status als Musiker indes nicht, wie das Beispiel von Wolf Durmashkin zeigt.

Zu unterscheiden ist also zwischen Musik aus eigenen Motiven und Interessen heraus – zwischen Verzweiflung, Demütigung und Hoffnung – sowie der, die von den Nationalsozialisten gewünscht, beziehungsweise angeordnet, also erzwungen wurde.

In Kaufering/ Landsberg galt diese teilweise Vorzugsbehandlung nur noch bedingt. Überlebende beschreiben die Zeit zwischen Sommer 1944 und April 1945 als das Schlimmste, was sie erlebt hatten.
Abba Naor, der Nachfolger Max Mannheimers als Sprecher des Internationalen Dachau-Komites, der als 15jähriger in Kaunas für die SS sang, sagt noch heute:

„In Kaufering haben die Nazis meine Seele geraubt“
Sie alle wurden in den elf KZ-Außenlagern Zeugen von Folter und  Erschießungen, die Opfer waren Mitglieder der eigenen Familie oder enge Freunde, ehemalige Nachbarn, Bekannte. Trotz dieser Torturen brachten einige Künstler noch die Kraft auf, Gedichte zu schreiben oder Kompositionen anzufertigen, und heimlich zu singen, wie etwa die Internationale, auch wenn sie nicht Kommunisten waren.